Patricia Merkel, LITERRA, Leser-Welt

"Wer Venedig bereits bereist hat, spürt bei Guido Krains Worten sogleich die untrügliche Magie der Serenissima."

Patricia Merkel, LITERRA, Leser-Welt

Vanadis wächst als Tochter von Paul Mühlenstein auf einem bescheidenen Hof des einfachen Volkes auf. Das Bauernmädchen ist klein, schwach und dünn. Ihr Teint wirkt kränkelnd und ihre Haare sind auffallend weiß. Der beschwerlichen Arbeit der Familie muss sie weitgehend entsagen. Vanadis hängt oftmals Tagträumen nach. Malerische Wiesen, bezaubernde Elfen und sie als Prinzessin mittendrin.

Eine weitaus realistischere Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen, erschließt sich, als überraschender Besuch vorfährt und Hilfe einfordert.

Baroness Eleonore Bianchi zeigt Gefallen an dem unbedarften aber talentierten Mädchen und bietet ihr kurz entschlossen an, sie als ihre Kammerzofe an den Fürstenhof Carl Eugen von Württembergs zu begleiten. Ein großer Einschnitt in Vanadis´ Leben bewirkt Angst und Freude zugleich. Als geheimnisvolles Accessoire der Kurtisane des Herzogs wird sie zweifellos die Aufmerksamkeit des Hofadels auf sich ziehen.

Eine fremde Welt erwartet die junge Frau. Prunk und Pracht rauben ihr die Sinne. Unzählige Menschen in kostbarer Kleidung versetzen sie in Erstaunen.

Der Zauber des Moments währt allerdings nur kurz. Schon muss sie den rauen Umgang bei Hofe erkennen. Und weit darüber hinaus wird sie Zeuge ungebührlicher Machenschaften, die ihr die Schamesröte ins Gesicht treiben.
Sie benötigt Zeit, sich an neue Pflichten und ausgefallene Wünsche der Baroness und ihr neues Umfeld zu gewöhnen.

Ein ernst gemeintes Treueversprechen bindet sie an ihre Herrin. Eleganz und Ausstrahlung finden ihre uneingeschränkte Bewunderung.
In Michelle, einem exotischen Dienstmädchen aus Frankreich findet sie zudem eine Freundin.

Der Herzog von Württemberg, Graf von Montmartin und Raffael von Wosayen sind ihr deutlich unangenehm. Der ausschweifende Lebensstil, Überheblichkeit und Gewalt sind ihr zuwider.

Des Weiteren versetzt sie ein titanengleicher Schatten in Angst und Schrecken. Und auch Eleonore Bianchi erbleicht bei Erwähnung des dämonischen Hünen mit den eindringlichen Augen aus flüssigem Silber und Purpur.

Als den Grafen von Wosayen nach unschicklichen Handgreiflichkeiten gegenüber Vanadis ein unnatürlicher Tod ereilt, ergreift Furcht ihr Innerstes.
Und doch erliegt sie der Faszination des Unbekannten und gibt sich ihm bedingungslos hin.

Ob der erschreckenden Ereignisse mahnt Graf Montmartin den Herzog von Württemberg schließlich zum Aufbruch. Diesem wiederum kommt die Aussicht auf Venedigs berühmten Karneval gerade recht. So reist der Hofstaat, über siebenhundert Köpfe, nach Italien und logiert in gleich drei Palästen.

Vanadis an Seiten der Baroness und der Schattendämon stets im Gefolge der jungen Zofe.
Er ist kein Mensch, kein Mann. Doch weiht er sie in das Geheimnis Liebender ein. Und darüber hinaus weist die Zukunft, noch weit mehr als zarte Sinnlichkeit zu entdecken ...

Mit den MASKEN DER SINNLICHKEIT erschient der sechste Band der ARS AMORIS, einer Reihe düster-phantastischer Erotik, im Fabylon Verlag.
Herausgeberin Alisha Bionda konnte dieses Mal den freien Autor und Journalisten Guido Krain gewinnen, seine Phantasie rund um die beeindruckende Lagunenstadt Venedigs, den verwunschenen Gassen und dem imposanten Ereignissen des weltberühmten Karnevals, in Worte zu fassen.

Eingangs erfolgt die Beschreibung der jungen Vanadis in ihrer gewohnten Umgebung im Kreise ihrer Familie. Sie weckt den Beschützerinstinkt des Lesers und wirkt auf Anhieb sympathisch. Die Handlung ist in dritter Person Singular aus ihrer Perspektive dargestellt. So folgt der Leser ihrem Lebensweg, lernt und staunt mit ihr gemeinsam.

Mit dem alsbald folgenden Ortswechsel bekommen die Ereignisse historisches Flair. Die Dekadenz am Hofe Carl Eugens kennt keine Grenzen. Rauschende Feste, Jagdgesellschaften und prekäre Spielarten der Lüste halten Hofstaat und Leser bei Laune. Sitte und Moral nehmen hierbei untergeordnete Rollen ein. Der Autor wahrt dennoch gebührend Distanz, um die Szenen anregend und geschmackvoll zu halten.

Ein weiterer Höhepunkt der Geschichte wird mit der Ankunft in Venedig erreicht.
Zwischen Oktober und Mai frönen Einwohner wie Besucher dem unvergleichlichen Karneval. Ein imposantes Spektakel, das sowohl der Handlung gerecht wird als auch den Leser mit bildgewaltigen Eindrücken empfängt. Wer Venedig bereits bereist hat, spürt bei Guido Krains Worten sogleich die untrügliche Magie der Serenissima.
Ausschweifende Bälle, kostbare Kostüme und eine Gesellschaft von Rang und Namen wirken farbenfroh, lebendig und einladend.

Mit dem Finale beschreitet Guido Krain schlussendlich uneingeschränkt mystische Pfade und überrascht noch einmal mit interessanten Wendungen in inhaltlicher sowie erotischer Hinsicht.

Die ARS AMORIS wird künstlerisch von Crossvalley Smith unterstützt. Sowohl das farbige Covermotiv als auch zwei Schwarz-Weiß-Grafiken im Innenteil tragen seine Handschrift. Sie setzen den Romaninhalt visuell und punktgenau um.
Auf eine Unterteilung in Kapitel wurde verzichtet. Zusammengehörige Abschnitte werden durch filigrane Szenentrenner separiert. Abschließend erhält der Leser Informationen zu Herausgeberin, Autor und Künstler. Papier, Satz und Druck sind einwandfrei.

Fazit

Ein unscheinbares Bauernmädchen birgt so manches Geheimnis - sie lernt, sie lebt, sie liebt. Und die Liebe geht mitunter verworrene Pfade ...
Guido Krains MASKEN DER SINNLICHKEIT bieten eine angenehme Kombination aus Historie, Gesellschaft, Erotik und Mystik - untermalt von stimmigen Grafiken von Crossvalley Smith.