Rezension

Dominic Schlatter - www.splashbooks.de

"Painstation" ist eine Sammlung von zehn Kurzgeschichten, welche den Leser in die Welt des subtilen und ebenso vordergründigen Horrors entführt. Das Spektrum reicht hier von ganz klassischen Horrorerzählungen, welche mit expliziten Beschreibungen aufwarten bis hin zu nachdenklichen Stories mit teils überraschenden Wendungen.

Die folgenden Geschichten sind enthalten:

* Oliver Kern - Der Fremdwohner
* Thomas Plischke - Death View
* Harald A. Weissen - Nachtsendung
* Ronald Malfi - Painstation
* Marc-Alastor E.-E. - Der Dorn im Auge
* Tanya Carpenter - Bruderblut
* Daniel G. Keohane - Amelia
* Florian Hilleberg - Beute
* Brian Keene - Mr Chickbaum
* Karl-Georg Müller - "Ich schneide Sie in Stücke!"


Meinung:

Alisha Bionda hat sich der fantastischen Literatur verschrieben. 2005 erschien unter dem Label von Wolfgang Hohlbein ihre Vampirserie "Schattenchronik". Daneben startete sie ein eigenes Literaturportal im Internet (LITTERA) und tritt als Herausgeberin auf. Der zweimalige Gewinn des deutschen Phantastik-Preises gibt ihrer Arbeit Recht.

Mit "Painstation" veröffentlicht Bionda gemeinsam mit dem Österreicher Michael Krug eine sehr gut gelungene Mischung an Horror-Kurzgeschichten. Der Mix aus deutschsprachiger Literatur und übersetzten Werken bietet wohl für jeden Genre-Fan etwas. Vor allem deswegen, da beide Herausgeber bereits Erfahrung im Bereich der Grusel-Romane haben und somit auf eine Vielzahl an Autoren zurückgreifen können.

Die Autoren fangen im vorliegenden Band sehr gut den aktuellen Zeitgeist ein. Dies beweist unter anderem die erste Geschichte "DeathView", welche gekonnt den aktuellen "Smartphone-Wahn" parodiert. In dieser wird sogar Amy Winehouse' Tod vorweggenommen, ein gar pikanter Umstand. Die Story handelt von einem nicht sehr erfolgreichen und eher unattraktiven jungen Mann, der mittels Handy-Applikation den Todesumstand von beliebigen Personen hervor sagen kann. Das dies nicht gut ausgehen kann, ist vorprogrammiert.

Ein weiteres aktuelles Thema sind derzeit Vampire. Die Geschichte "Bruderblut" ist in einem mittelalterlichen Setting angesiedelt und geizt auch nicht mit sexuellen Inhalten. Dennoch bleibt die Geschichte stark vorhersehbar und geht im übersättigten Vampir-Markt unter.

Die titelgebende Geschichte "Painstation" spielt mit den unterdrückten Sehnsüchten und Fetischen der Menschheit. Keane hat nur Augen für seine Arbeitskollegin Casey Madigan. Er ist regelrecht besessen von ihr und verfolgt sie bis zu einem mysteriösen Club. Das Eintrittsgeld ist zwar hoch, doch in diesem Etablissement werden so gut wie alle Wünsche der Kunden erfüllt. Der Höhepunkt ist jedoch die Primaten-Simulation. Dort herrscht nacktes, wildes Treiben - im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Kurzgeschichte hätte vielleicht sogar einen ganzen Band füllen können.

Die letzte Geschichte im Sammelband "Painstation" von Karl-Georg Müller namens "Ich schneide Sie in Stücke!" ist sogar der Auftakt zum Roman "Stählerne Seelen", welcher demnächst erscheinen soll. Die Handlung ist im London zu Zeiten von Jack the Ripper angesetzt und die Protagonisten, vom verrückten deutschen Baron bis zum gefallenen Adligen Nathaniel Hawthorne versprechen noch viele spannende Lesemomente. Mit dieser Geschichte ist es gelungen, das Interesse an der weiteren Erzählungen zu wecken.

Ganz anders verhält es sich mit der Geschichte "Nachtsendung", welche nur mit Gewalt und Wahnsinn auffällt. Die eigentliche Handlung ist wirr und eigentlich nicht nachvollziehbar. Eine erzählerische Aneinanderreihung von bildhaften Szenen, welche hauptsächlich von Drogen, Korruption und Brutalität handeln, prägen den gesamten Verlauf. Eine tiefsinnigere Bedeutung darf man hier nicht erwarten.

Dafür wird man mit passenden Bildern vom Grafiker Martin Freier vertröstet, welcher zu jeder Geschichte eine eigene Zeichnung angefertigt hat. Der Münchner überzeugte bereits bei Wolfgang Hohlbein's "Schattenchronik" und lieferte auch für diese Anthologie adäquate Zeichnungen ab.

Fazit:

"Painstation" bietet für Grusel-Interessierte zehn unterschiedliche Kurzgeschichten, welche in keinem gemeinsamen Kontext stehen. Egal ob Vampire, Werwölfe, Menschen am seelischen Abgrund oder paranormale Aktivitäten. In "Painstation" werden all diese Themen sehr gut abgedeckt und machen Lust auf mehr. Ein guter Einstieg um die Arbeit deutscher Horror-Autoren näher kennen zu lernen.