Marlies Eifert - Media Mania / Buchrezicenter / Buchwurm

Der Schattenkelch

Marlies Eifert - Media Mania / Buchrezicenter / Buchwurm

Das Streben nach Unsterblichkeit, genauer nach einem endlosen Dasein in diesem Leben, erwartet man in erster Linie von uns vergleichsweise kurzlebigen Menschen. Aber welchen Sinn sollte ein solcher Wunsch für Vampire haben?

Der Vampir Antediluvian, dem die Protagonistin der Serie - Dilara - die Existenz im Schattenreich der Vampire verdankt, hatte ihr ein fast endloses Dasein in Aussicht gestellt. Aber dieses Versprechen reicht nicht!

Dilara und ihr Partner Calvin (und nicht nur sie!) wollen mehr. Sie suchen nach einem geheimnisvollen Gegenstand, dem Schattenkelch, der dem Besitzer ewiges Leben verspricht. Sicher ist es kein Zufall, dass am Anfang des Geschehens von einem großen Vampirsterben die Rede ist, eine Folge von Antediluvians Tod. Es kommt zu Machtkämpfen zwischen seinen Erben- mit tödlichem Ausgang für viele. Also: auch Vampire sind sterblich! Die Suche nach dem Schattenkelch ist also durchaus sinnvoll.

Etwas Neues ist im Entstehen. Ob die von Antediluvian versehentlich erweckte Mondgöttin Coyolxa, die wir aus „Blutopfer“ (Schattenchronik Bd.4) als eine absolut zerstörerische Kraft kennen, dieses Neue vertritt ? Wird sie die absolute Herrschaft über die Welt antreten? Welche Rolle spielen dabei Dilara und Calvin?

In der 'chronique des ombres' wird die dunkle Natur des Schattenkelches seine geheimnisvolle Kraft, hervorgehoben. Dass eine enge Beziehung der Protagonisten zur Gralshandlung besteht, zeigt der Name Calvins: Calvin Percy Vale. Der Bezug zur Parzivalhandlung, in der es um die Gewinnung des Gral geht, scheint unverkennbar.

Calvin und Dilara werden bei ihren Recherchen, die sie getrennt und auch zusammen durchführen, immer wieder existenzbedrohenden Gefahren ausgesetzt. So wird die Gegensatz zwischen absoluter - und relativer Unsterblichkeit immer wieder thematisiert.

Ohne ihren Partner nimmt Dilara an einer Séance teil, die vor 92 Jahren von einem Medium, Geneviève, geleitet wird. Als Geneviève entführt wird und Dilara ihr folgt, gerät sie unter Beschuss und wäre beinahe getötet worden. Sie wird mit Geneviève gefangen genommen, aber von Zigeunern befreit. Hier bei den Zigeunern gibt es fast zufällig einen Hinweis auf die Existenz von Schattenkelchen.

Auch die weitere Suche lässt die Verletzbarkeit der Vampirin erahnen. Mit Calvin zusammen setzt sie sich dem ihre Art bedrohenden Wasser aus. Wird es den beiden gelingen, vor anderen, die auch an dem Besitz des Kelches interessiert sind, den Kelch zu finden und an sich zu bringen?

Bis zum Ende der Handlung werden nicht alle Fragen geklärt, aber wir nähern uns der Aufklärung von geheimen Vorgängen. Nicht umsonst ist das vorletzte Kapitel Arcanum (Wissen) überschreiben.

Schauplatz- und Zeitenwechsel sorgen für Abwechslung und Spannung. Andere Epochen geraten wechselweise mit der Gegenwart des Jahres 2006 ins Blickfeld. So findet sich eine Szene aus dem Jahr 1914. Dilara begegnet auf der Suche nach Geneviève einem Zeppelin, der sich vor den Mond schiebt. Man muss sich vorstellen: Das urweltliche Wesen Dilara, das eher eine Verbindung zum Kosmos der Azteken hat als zur Welt kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges, bevölkert zusammen mit Zeppelin und Flugzeugen den Himmel! Die Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigen!

Wie in den vorhergehenden Bänden ist den Kapiteln eine sinngebende Grafik von Pat Hachfeld vorangestellt.

Fazit:

Für Spannung, Abwechslung ist gesorgt. Die Hauptfiguren der Reihe und auch der spezifische vampireigene Kosmos werden immer vertrauter.