Nancy Leyda - Gothicparadise.de

Kuss der Verdammnis

Nancy Leyda - Gothicparadise.de

Der Roman „Kuss Der Verdammnis“ ist der zweite Band aus der Schattenchronik von Wolfgang Hohlbein. Nachdem Hohlbein in der Anthologie „Der Ewig Dunkle Traum“ mit der gleichnamigen Titelstory die Protagonistin dieser Chronik mit dem bezaubernden Namen Dilara dem Leser vorgestellt hat und diesen mit einem offenen Ende der Geschichte in höchster Spannung zurück lässt, schreibt Alisha Bionda nun die Lebensgeschichte dieser hinreizenden Protagonistin fort.
Die Handlung spannt sich in einem Bogen zwischen den zwei Jahren 1601 und 2005. Sie beginnt im London des Jahres 1601, wo Dilara nur knapp ihrer eigenen Hinrichtung durch den Strang am Tyburn Gallows im Hyde Park entkommen kann. Und dies nur mit Hilfe von Antediluvian, dem mächtigen Ur –Vater aller Nosferati. Dieser schenkt Dilara durch den Kuss der Verdammnis aber nicht nur ewiges Leben, sondern bindet sie mit diesem auch auf ewig in seinen Diensten.
Alsbald blendet die Handlung ins London des Jahres 2005 in die Galerie des Apsley House wo der Leser ein erstes Zusammentreffen von Roderick Herrington und Dilara beobachtet. Herrington ist fortan fasziniert von dieser betörenden Frau und will sie um jeden Preis wieder sehen. Dilara trifft aber noch auf einen anderen Mann der für sie zum Schicksal wird: Calvin in dem sie ihren Seelenverwandten gefunden zu haben glaubt. Zwischen beiden entspinnt sich eine berauschende Liebe voller Leidenschaft und Hingabe.

Die Stadt London ist mit ihrer geheimnisvollen Aura und ihrer nebligen Ausstrahlung wie geschaffen für die Geschehnisse dieses Buches. Der Leser lernt zudem interessante Details über die Geschichte verschiedener Orte dieser bezaubernden Stadt kennen, wo sich zentrale Handlungsstränge und wichtige Momente der Romanhandlung bündeln. Darunter der Hyde Park, die St. Paul’s Cathedral und den Houses Of Parliament mit dem Wahrzeichen Londons, dem Big Ben.
Verteilt unter ganz London befindet sich das verborgene Reich der Nosferati in welchem sie ihren Geschäften nachgehen. Doch nicht nur Orte, auch Personen aus der turbulenten Geschichte Londons sind auf die Seiten des Buches gebannt. Der Serienmörder John George Haigh (1909-1949) scheint zurückgekehrt, um sein blutiges Treiben fortzusetzen. Haigh, der schon in früher Kindheit erste Anzeichen von Hämatomanie (Besessenheit von Blut) entwickelte, tötete im Verlauf seines Lebens mehrere Menschen, trank von ihrem Blut bevor er ihre sterblichen Überreste in einem Schwefelsäurebad auflöste. 1949 fand er den Tod durch den Strang.

In weiteren Rückblicken erfährt man immer mehr über Dilaras Vergangenheit. Welche geheimen Kräfte schlummern in ihr und was hat die alte Hochkultur der Azteken mit diesen zu tun? Wie kommt ihr Abbild in die Schattenchronik und welche Geheimnisse über ihr Dasein kann ihr dieses mächtige Buch offenbaren? Immer mehr wird sich Dilara bewusst, dass sie die Antworten auf diese Fragen finden und dazu die Schattenchronik in ihre Gewalt bringen muss. Als sie zufällig den geheimen Rat der Nosferati belauscht, wird ihr zudem klar, dass ihr Antediluvian schon längst nicht mehr wohlwollend gesonnen ist. Ganz im Gegenteil: er scheint zu einer unberechenbaren Gefahr geworden zu sein. Diese Ahnung offenbart sich Dilara auch in dunklen Träumen! Dilara und Calvin wird klar, dass sie im Kampf gegen ihn Verbündete brauchen.

„Kuss Der Verdammnis“ ist ein Roman, der den Leser in die berauschende Welt der Vampire hineinzieht. Das deren Dasein in Unsterblichkeit nicht nur angenehme Seiten hat, wie man sich das als Sterblicher oft so schön ausmalt, sondern immer auch quälende Fragen um den Sinn desselben mit sich bringt, wird auch in diesem Buch deutlich.
Alisha Bionda beleuchtet darin auch eine ganz eigene Form des psychischen Vampirismus, bei welcher sich der Vampir von der Energie der Seele des Opfers nährt. In der Liebesgeschichte zwischen Dilara und Calvin beschreibt sie Dynamiken einer Liebesbeziehung, in der man hin und her gerissen ist zwischen völliger Hingabe auf der einen Seite und Zurückweisung auf der anderen. Letzteres eine Form des Selbstschutzes aus der Angst heraus verletzt zu werden und schmerzenden Verlust zu erleiden. Gefühle, mit denen sicher jeder schon einmal konfrontiert war und sich gut identifizieren kann.

Alisha Bionda schafft durch ihre liebevolle Erzählkunst wundervolle Persönlichkeiten, facettenreiche Gefühlswelten, eine spannende Handlung und webt ganz nebenbei auch noch einen Fundus an historischem Wissen mit in ihre Geschichte ein!

Eine bezaubernd-sinnliche Lesereise!