Regenbogen-Welt

Stefani Hübner-Raddatz - Buchwurm-Info

Fantasy der etwas anderen Art

Ein ungewöhnliches Buch – das ist der erste Eindruck von Alisha Biondas Buch "Regenbogenwelt", das in der "Magic Edition" des BLITZ-Verlages erschienen ist. Ungewöhnlich ist zunächst das Thema, das auf einem Mythos der Navajo-Indianer beruht und von der Reise der Helden durch die Ebenen der Regenbogenwelt erzählt, die sich der Sage nach über der Erde wölbt, nachdem die menschliche Rasse selbst ihren Untergang herbeigeführt hat.
Fast noch ungewöhnlicher sind aber die Helden. Eine Gottesanbeterin, eine Libelle und ein Schmetterling sind nicht gerade gängige Protagonisten – doch die Autorin stattet sie geschickt mit so menschlichen Zügen aus, dass die erste Verwunderung rasch verfliegt und es dem Leser beinahe natürlich erscheint, dass die Helden im Verlauf ihrer Reise und ihres Aufstiegs zur höchsten Ebene der Regenbogenwelt eine Metamorphose durchmachen, die sie auch äußerlich immer menschlicher werden lässt.
Auf dem Weg kommen neue Gefährten hinzu und schmerzliche Verluste müssen verkraftet werden, wobei der Stärke der Freundschaft immer wieder eine bedeutsame Rolle zukommt. Das innere Wachstum, das mit dem äußeren Vorankommen einher geht, lässt aus den Helden schließlich nach vielen bestandenen Abenteuern und Gefahren auf den unterschiedlichen Ebenen der fantastischen Regenbogenwelt die neue Menschenrasse hervorgehen, die in Zukunft die verlassene Erde bevölkern soll.

Optisch wird dem Leser Vielfältigkeit dieser Welt durch die fillegranen Illustrationen von Barbara Emek näher gebracht, die – ebenso wie das mystisch wirkende Cover - sehr einfühlsam auf den Text abgestimmt sind.

Inhaltlich lässt sich das Buch schwer klassifizieren. Gängige Fantasy ist es sicher nicht, auch wenn viele Passagen fantastisch anmuten, andere dagegen sind eher abenteuerlich, wieder andere märchenhaft. Insgesamt aber ist das Buch das geblieben, woraus es hervorgegangen ist: eine Schöpfungsgeschichte, die Geschichte einer Mensch-Werdung, die so locker und unpathetisch erzählt ist, wie ein großes Abenteuer.

Wer die Mythen fremder Kulturen mag, wird dieses Buch lieben und den Einblick in die indianische Sagenwelt genießen, den es bietet. Denn im Unterschied zu vielen Sagen, die schon Dutzende von Malen neu erzählt worden sind, tut sich dem Leser hier eine weitgehend unbekannte Welt auf, die den einen oder anderen sicher dazu verleitet, tiefer in die Geschichte dieser faszinierenden Kultur einzutauchen und sich zumindest geistig auf die Reise zu machen.