Nancy Leyda - www.gothicparadise.de

Zorn des Drachen

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Nachdem der Bund der Fünf sich im letzten Band dieser fesselnden Chronik unter der Magie des Schattenkelches vereinigt hat, stehen die Protagonisten in "Zorn Des Drachen" bereits ihrer ersten großen Prüfung gegenüber. Eine noch undefinierbare Gefahr aus Asien regt sich und lässt ihre bedrohliche Macht immer greifbarer erahnen. In immer mehr Zusammenhängen, die die Vampire betreffen, taucht plötzlich das Symbol des Drachen auf. Das es dieser vor allem auf Dilara als Schlüsselfigur der Geschehnisse abgesehen hat, wird schnell spürbar.

Währenddessen reist Calvin nach Brynddumaensum in Wales, dem Geburtsort seiner Mutter, um dort endlich die Schatten seiner Vergangenheit aufzuspüren und zu enträtseln. Durchflutet von berauschenden Mysterien entspinnt sich eine aufregende Geschichte um den hübschen Vampir mit der verletzlichen Aura.
Auf den Pfaden seiner Kindheit folgt Calvin den Spuren seiner Mutter. Er findet bestätigt, was er immer schon gefühlt hat: das er nicht erst seit er von Dilara den Kuss der Verdammnis empfangen hat anders ist als die um ihn lebenden Menschen sondern, dass die Gründe für das Sosein seiner Persönlichkeit in seiner Vergangenheit zu finden ist. Er kann die dunklen Schleier seiner eigenen Vergangenheit endlich zerreisen.
Vor allem die Beschreibungen der rauen und schroffen Atmosphäre der walisischen Gegend, der Kämpfe, die in Calvins Seele toben und der Menschen und düsteren Orte auf die er dort trifft, entpuppen sich als magnetischer Erzählstrang für den Leser, mit einer unheimlichen Anziehungskraft voll Spannung.

In London bemüht sich Dilaras Bruder Guardian um die Festigung der Machtstrukturen der Vampire. Er strebt aus diesem Grund die Auflösung des Rates der Ältesten an, der sich seit dem Tode Antediluvians jeglicher Machtbasis beraubt sieht. Guardian gedenkt einen neuen Rat mit neuen Regeln für die vampirische Gemeinschaft zu errichten, um ihren Zusammenhalt und ihr Überleben zu gewährleisten. Vor allem der Älteste Larvae scheint damit aber alles andere als einverstanden und wird somit zur zusätzlichen Bedrohung für ein friedliches Zusammenleben.
Das sich um Guardian eine ganz eigene Geschichte rankt, wird in ersten Einblicken in diesem Band deutlich. Man darf gespannt sein, wie dies in den Fortsetzungen aufgegriffen wird.

Mick hat immer öfter mit Visionen von Delphine zu kämpfen, die ihn darum bittet sie aus dem Reich des Todes zurück zu holen. Diese elfenhafte, blonde Vampirin mit der eiskalten Aura wurde dem Voodoo-Vampir einst als sein Schicksal prophezeit. Doch weiß er um die Gefahr, die von Delphine ausgeht, fühlt sich diese doch eher den dunklen, satanischen Mächten zugehörig als loyal zu ihrer Blutsschwester Dilara zu stehen.

Auch innerhalb des Bundes um den Schattenkelch gibt es Spannungen, die vor allem von Luna Sangue auszugehen scheinen. Sie will sich nicht so richtig in die verschworene Gemeinschaft fügen. Stetig allein auf die Festigung und den Ausbau ihrer eigenen Macht bedacht, wird sie zur Schwachstelle des Bundes und dieser dadurch leichter angreifbar durch äußere Mächte. Guardian weiß das, doch bevor es ihm gelingt zu ergründen was sich hinter dem Drachen und der Bedrohung aus Asien verbirgt, gerät Dilara in dessen Fänge.

Auch der siebte Band der Schattenchronik reiht sich gekonnt in diese spannende Romanserie ein. Obwohl hier der Fokus auf der Gegenwart liegt, sind es vor allem die Geschehnisse um Calvin in Wales, die dem Buch die nötige Portion Mystik und Schwarzromantik einverleibt.
Was ich als Rezensentin an dieser Stelle zusätzlich als liebevolles Detail des Buches hervorheben will, ist die Untermalung eines jeden Kapitels mit einem passenden Sprichwort aus dem asiatischen Kulturkreis: "Der Weise sucht, was in ihm selber ist, der Tor, was außerhalb." (Laotse)