Nancy Leyda - Gothicparadise.de

Der ewig dunkle Traum

Nancy Leyda - Gothicparadise.de

Was macht man an kalten, düsteren Winterabenden an denen es viel zu früh dunkel wird?
Richtig: man setzt sich unter Freunden zusammen, kocht leckeren Apfel-Zimt Tee und holt bei gemütlichen Kerzenschein ein gutes Fantasy Buch aus dem Bücherregal und verbringt mit abwechselndem Vorlesen aus diesem ein paar schaurig schöne Gruselstunden.
So kürzlich geschehen bei mir zu Hause.
Und wie gut, dass sich gerade „Der Ewig Dunkle Traum“, Band Eins aus Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, bei mir zur Rezension eingefunden hatte.
Und diese Anthologie ist eine wahre Schatztruhe an Kurzgeschichten rund um die Engel der Nacht oder dem Normalbürger wohl besser bekannt unter dem Namen Vampire.

Die Titelstory „Schattenchronik – Der Ewig Dunkle Traum“ führt dabei in die Geschichte der Vampirin Dilara ein, um welche es in den weiteren Bänden der Schattenchronik gehen wird. Und wie von dem Meisterautor Wolfgang Hohlbein nicht anders zu erwarten, hat er mit dieser Geschichte eine gelungene Vampirerzählung geschaffen, bei dessen Ende der Leser gar nicht anders kann als gespannt zu sein auf den weiteren Fortgang der Geschehnisse um diese junge, bezaubernde Dame, die noch nichts von ihrem Schicksal zu ahnen scheint.

Ein weiteres Juwel in diesem Band ist die Erzählung „Der Verfluchte Von Tainsborough Manor“, geschrieben von Christel Scheja. Hierfür bekam sie übrigens den 2. Preis in der Kategorie „Beste Kurzgeschichte“ beim diesjährigen „Deutschen Phantastik Preis“. Die Geschichte spielt in der viktorianischen Ära, also auch der Zeit der aufkeimenden Gothic-Novels, in einem alten, abgelegen englischen Anwesen und erzählt von der Begegnung des Dienstmädchens Jennifer mit dem geheimnisvollen Gentleman Edward Herrington. Welches Geheimnis diesen umgibt offenbart sich euch im Laufe dieser wunderschönen Geschichte, die mich in ihrem Stil und ihrer Atmosphäre an „Jane Eyre“ von Charlotte Bronte erinnert. Schwarze Romantik vom Feinsten und ganz klar eine meiner liebsten Geschichten dieser Anthologie.

Auch „Engel Der Nacht“ von Michael Borlik, dem Mitherausgeber dieser Anthologie, ist eine kurze süße Liebesgeschichte, die von einer Seelenverwandtschaft zwischen einem Vampir und einer Sterblichen zu berichten weiß.

Um die Verbundenheit zweier Seelen geht es auch in der Erzählung „Seelenpfand“ von Alisha Bionda, jedoch beleuchtet diese eher die düsteren, fatalen Seiten psychischer und physischer Abhängigkeiten.

In „Schattentrinker“, verfasst von Linda Budinger, wird der Vampirmythos in gekonnter Weise mit der Mythologie des Alten Ägypten verflochten wodurch ganz neue Bedeutungsebenen entstehen.

Insgesamt vereint diese Anthologie 16 schaurig-schöne Geschichten vampirischer Couleur wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten,eingebettet in je unterschiedliche historische Kontexte und Atmosphären. Jede wirft ihr ganz eigenes Schlaglicht auf die mythische Figur des Vampirs, der wie kein zweites Wesen die Sehnsüchte und Ängste der Menschen im Bezug auf Tod, Macht, Sexualität aber vor allem Unsterblichkeit bündelt und lebendig werden lässt.

Auf den letzten Seiten finden sich dann, und das begeistert mich immer wieder an diesen Bänden des BLITZ-Verlages, Essays, die den Ursprüngen der Themen, die im Buch unter dem Aspekt des Fantasy Genres bearbeitet wurden, aus einer eher kulturgeschichtlichen Perspektive nachspüren.
Diese Aufsätze sind eine ungemeine Bereicherung für den interessierten Leser.
„Der Ewig Dunkle Traum“ wurde mit dem 1. Preis in der Kategorie „Anthologie/ Kurzgeschichtensammlung“ des "Deutschen Phantastik Preis" ausgezeichnet. Zu Recht wie ich finde –wir gratulieren!