Für teuflische Unterhaltung wird mit einigem Aufwand gesorgt

Dominik Irtenkauf - LEGACY

Mit dieser Anthologie hat die umtriebige Herausgeberin Alisha Bionda, die seit Jahren auf Mallorca lebt, eine Krone auf ihre kreative Arbeit gesetzt.
Die Idee, die alle Beiträge zusammenfaßt, beweist Innovation: Tote stehen vor dem Tor zur Hölle und müssen dem Satan höchstpersönlich auseinanderlegen, warum sie aufgenommen werden sollen. Ein Gedanke, der in Metalkreisen auf Interesse stoßen könnte, greifen doch viele Lyrics diese Volte willig auf, um dem Durchschnitt der Gesellschaft zu zeigen, dass „hell ain’t a bad place“. Welche Taten fallen einem spontan ein, die einen Aufenthalt in der Hölle rechtfertigten? Angesichts des Umstands, dass das vergangene 20. Jahrhundert gerne als Jahrhundert der Katastrophen bezeichnet wird, fallen recht schnell die beiden Weltkriege, die zahlreichen Genozide, der Abwurf der Atombombe über Hiroshima, die Faszination totalitärer Systeme ein. Die einzelnen Beiträge behandeln jedoch ganz im Gegenteil persönliche Sünden, die entweder aufgrund eines religiösen, moralischen oder juristischen Weltbilds in die Hölle führen. Mehrmals tauchen mehr als nur von sich überzeugte Charaktere auf, wie zum Beispiel der Womanizer in Aino Laos‘ und Christoph Marzis gemeinsam geschriebener Story, dem es im Leben immer gut gegangen ist, finanziell und in der Liebe, jedoch eine ständige Leere ihn begleitete oder der Bewerber Anton in Thomas Plitschkes Story „Die Bewerbung“, der sich als Manipulator und Macher in Sachen niederer Menschentriebe in der Hölle vorstellt. Ganz anders in Gian Carlo Ronellis „Virus“, wo ein Mädchen alles auf den Kopf stellt.

In manchen der abgedruckten Geschichten setzt sich ein Hang zum Gothic Horror oder zur phantastischen Geschichte durch. Dies ist nicht schlecht, doch wäre vielleicht als Fortsetzung des „Advocatus Diaboli“-Gedanken eine Sammlung mit Kurzgeschichten reizvoll, die ausschließlich in einer Alltagswelt, wie wir sie kennen, das Böse zu rechtfertigen versuchen.

Der Teufel erscheint in verschiedener Gestalt – es scheint sich das Bild eines aristokratischen Edelmanns oder eines Managers durchgesetzt zu haben. Letztlich scheint sich das auch durch die Überlieferung diverser Legenden anzubieten. Der Reiz einer solchen Anthologie ist eben die Arbeit am Mythos. Jedenfalls gelingt es dieser Sammlung von Alisha Bionda bereits, in dem Rezensenten die Fabulierungslust zu entfachen, eine eigene Story nach diesem Muster zu entwickeln. Zuweilen stört bei manchen Stories der zu starke Bezug auf ein Genre, wie Gothic Romance, Fantasy oder dergleichen. Die äußere Aufmachung jedoch: Hardcover, edles Papier und überzeugende Fotoarbeiten, sollte Metaller gerne zuschlagen lassen. Für teuflische Unterhaltung wird jedenfalls mit einigem Aufwand gesorgt. Der Preis von 20 Euro scheint auch mehr als angemessen.