Carina Schöning - www.fantasyguide.de

Kurzgeschichten zwischen klassischer Schauerromantik, Goth Style und dunkler Erotik

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Zeitgleich zu dem ersten Band erscheint auch der zweite Teil der Dark Ladies Anthologie im Fabylon Verlag. Auch hier hat die geborene Düsseldorferin Alisha Bionda als Herausgeberin hervorragende Arbeit geleistet und präsentiert weitere fünfzehn spannende Kurzgeschichten zwischen klassischer Schauerromantik, Goth Style und dunkler Erotik. Im Mittelpunkt stehen immer starke, weibliche Figuren. Die Geschichten entstanden nach den 3D Bilder der Künstlerin Gaby Hylla. Diese sind auch als stimmige und zum Teil recht detaillierte Innenillustrationen den Kurzgeschichten voran gestellt und zeigen eine bunte Mischung aus düsteren Hexen und Dämonen, verfluchten Adelstöchter und Drachenreitern sowie auch eine moderne Cyber-Amazone.

Den Auftakt machen diesmal Fran Henz und seine „Rudelkämpfe“, in denen die beiden Söhne eines Gestaltwandler-Clans sich um die richtige Erbfolge nach dem Tod des Vaters streiten. Natürlich spielt dabei die hübsche und hellseherisch begabte Zigeunerin Subira auch eine nicht ganz unwichtige Rolle.

Jennifer Schreiner präsentiert mit „Was Lieder nicht verraten“ eine moderne und stimmige Variante der griechischen Erzählung von Orpheus und Eurydike. Der Sänger Orfeas muss für seine Geliebte Peisinoe scheinbar auch durch die Hölle gehen.

In „… und führe mich nicht in Versuchung“ von Rainer Innreiter denkt der Abt Thomas genau das, als er mitten während eines Sturms in einem Kloster ankommt und eine äußerst hübsche und sündig anmutende Frau ihm die schwere Eisentür öffnet.

Barbara Büchners „Die Gedanken der Stille“ fällt wieder gewohnt kurz aus. Die Novizin Lucinde muss sich in einem verlassenen Haus einer ganz besonderen Prüfung unterziehen.

Auch „Desmodia“ von Tanya Carpenter spielt in einem unheimlichen Haus. Matthew Donahue soll die Familienchronik der Gräfin Desmodia überprüfen, doch diese legt ein äußert merkwürdiges Verhalten an den Tag.

Sehr originell und überraschend ist besonders der Beitrag von Arthur Gorden Wolf. „Das Fest der Grauen Mondin“ fängt zuerst als atmosphärische Reise-Episode des altgriechischen Helden Herakles an und entpuppt sich dann als gelungene Science Fiction Story. Die Reise zu den kriegerischen Amazonen ist nämlich nur Teil eines modernen Computerspiels, das die Hauptfigur Peter mit besonders viel Begeisterung spielt.

„Tabea“ von Monika Wunderlich fällt dagegen wieder ganz klassisch aus. Die junge Tabea wird als Baby von einem reichen und kinderlosen Adelspaar adoptiert. Als ihre Zieheltern nach einiger Zeit jedoch eigenen Nachwuchs bekommen, flammt in der sonst so tadellosen Tochter Eifersucht und grenzenloser Hass auf. Tödliche Folgen bleiben natürlich nicht aus.

"Shadoir“ von Dave T. Morgan überrascht mit einer ganz unerwarteten Sichtweise. Die Legenden und Geschichte von Shadoir Samthaut haben die junge Teardress schon immer fasziniert, bis zu dem Tag als beide Wesen am Strand aufeinander treffen.

Ähnlich unkonventionell ist auch Linda Budingers „Die Schleier des Vergessens“, in der der junge Regenstabtänzer und Krieger Membele die vertraute Dorfgemeinschaft verlässt, um nach seiner Geliebten Kanga zu suchen. Unterhalb des Brüllenden Berges stößt er auf die bleiche Herrin der Gespenster, die ihm drei scheinbar sehr leichte Aufgaben stellt.

Die „Geliebte des Winters“ ist bei Guido Krain die verfluchte Kriegerin Savannah, die von ihrer Familie verstoßen wurde, weil ihr anscheinend auf Schritt und Tritt der Winter mit seiner Kälte und seinen Schneestürmen folgt.

„Schlangenblut“ von Robin Gates handelt auch von einem unheimlichen Fluch. Sastria kann sich durch einen Schlangenbiss in den Körper des Tieres versetzen und so unbemerkt die Häuser ihrer Feinde betreten. Die erfolgreiche Auftragsmörderin scheitert erst als sie der Magierin Mama Tyche gegenüber steht

Etwas ungewöhnlich, aber auch sehr originell ist „Epiphany“ von Christoph Marzi. Die gleichnamige Südstaatenschönheit war früher die Heldin „Maskenmädchen“, die für Recht und Ordnung gegen böse Schurken kämpfte. Erst als ihre Mutter immer pflegebedürftiger wurde, hat sie sich zur Ruhe gesetzt und ein normales Leben angefangen.

„Das Geschenk“ von Aino Laos fällt für die behinderte Lilly anderes als gedacht aus. Zufällig findet sie im Garten des Hauses einen alten Kelch und bekommt nachts Besuch von einer alten Hexe, die schon lange Zeit nach ebendiesem Kelch gesucht hat.

Desirée und Frank Hoese Beitrag „Deine Nacht soll niemals enden“ fällt deutlich länger und komplexer aus. Michael und Aline verfolgen einen dunklen Succubus, der mittels Ritual Belphegor beschwören will.

Auch Dr. Juan Alonso Navarro macht in Harald Braems „Nagual“ eine unliebsame Entdeckung. Zusammen mit einigen anderen Forschern suchen sie in Peru das verschollene Aztekengold und entdecken dabei einen alten Opferplatz.

Zum Abschluss gibt es dann noch ein kurzes Nachwort von Uschi Zietsch, die selbst einen Beitrag im ersten Teil veröffentlicht hat und Mitinhaberin des Fabylon Verlages ist.

Die Idee Bild und Text miteinender zu verbinden ist zwar nicht unbedingt neu, aber die Umsetzung ist sehr überzeugend und liebevoll gelungen. Der zweite Teil der „Dark Ladies“ steht dem erstem in nichts nach und die Herausgeberin Alisha Bionda hat wieder eine gute Auswahl bei den Geschichten getroffen. Für jeden Geschmack ist etwas dabei und auch die hervorragende Gestaltung und Verarbeitung des schmalen Klappenbroschur-Bandes können überzeugen.

Fazit:

Insgesamt bietet auch der zweite Teil der „Dark Ladies“ Anthologie eine vielfältige Mischung an fünfzehn Kurzgeschichten aus dem Bereich Dark Fantasy. Bleibt nur noch zu hoffen, dass dies nicht der letzte Besuch bei den dunklen Damen war…