Florian Hilleberg - Media Mania, LITERRA, Geisterspiegel.de

Eine Bereicherung für jede Krimi-Bibliothek

Florian Hilleberg - Media Mania, LITERRA, Geisterspiegel.de

Sechzehn Autoren und Autorinnen haben sich des berühmten Duos aus der Baker Street 221B angenommen und Geschichten mit dem bekanntesten Detektiv der Welt ersonnen. Zum Teil sehr humorvoll, wie in Christian von Asters Story “Das Renardi-Komplott“, zum Teil mit viel Fantasie angereichert (“Glauben Sie mir, mein Name ist Dr. Watson!“ von Andreas Gruber), aber auch sehr düstere und unheimliche Fälle, wie beispielsweise Stephan Peters’ “Ein Fall von Nekrophilie“ haben Eingang in diese abwechslungsreiche Anthologie gefunden.
Dabei wird auch das eine oder andere für den gestandenen Holmes-Fan nicht unbedeutende Detail aus dem Privatleben und dem Wesen des Meisterdetektivs offenbart. Auch wenn jenes Zeugnis von der Zerrüttung des genialen Geistes Sherlock Holmes’, von dem Hermann Agis in seiner Geschichte “Der Vorfall“ berichtet, bei den wenigsten Anhängern des Deduktionsgenies auf Gegenliebe stoßen wird, obwohl die Handlung und die stilistische Umsetzung hervorragend gelungen sind.
Ebenso provokant, aber weitaus gewöhnungsbedürftiger, ist Berndt Riegers Schöpfung von Voodoo Holmes, Sherlock Holmes’ jüngerem Bruder, der ebenfalls mit einem Dr. Watson durch England streift und bisweilen den einen oder anderen Patzer seines berühmten Bruders auswetzen muss. So geschehen in “Der Dolch“, einem Mordfall mit höchster politischer Brisanz, in der keine geringere als die österreichische Kaiserin einem Mörder zum Opfer fällt. Zeitgleich wird ein merkwürdig geformter Dolch in der Brust des Wachsfiguren-Abbildes der Kaiserin in Madame Tussauds Kabinett gefunden.

Eine neue Form der Holmes-Erzählung wählten Stefanie Hübner-Raddatz und Christian Schönwetter für ihre Geschichten, in denen nicht Watson als Erzähler aus der Ich-Perspektive fungiert, sondern zum einen ein Klient und zum anderen ein Mitglied der “Irregulars“, jenes Trupps von Jugendlichen, die für Holmes als Spitzel und Boten unterwegs sind. Auch Linda Budinger hat sich dieses Vereins angenommen und einen originellen Fall zu diesem Thema ersonnen.
Einen fast schon klassischen Kriminalfall des Meisterdetektivs schildert der jüngste Autor dieser Anthologie, Christian Endres, mit der Story “Der Henker“.
Eher gruselig und mysteriös geht es dabei in den Kurzgeschichten von Markus Kastenholz und Martin Barkawitz zu. Beide Autoren haben in dieser Richtung bereits einschlägige Erfahrungen im Heftromanbereich gesammelt. Ersterer in der Reihe “Schattenreich - Pulp Magazin“ und letztgenannter unter dem Pseudonym Roger Clement in der Serie “Professor Zamorra“.

Die Darstellung der Figuren, die Sir Arthur Conan Doyle vor mehr als einhundert Jahren erschuf, gelingt all den deutschen Autoren und Autorinnen, die in diesem Werk vertreten sind, ausgezeichnet, ebenso wie die Dialoge der distinguierten Herren aus der Baker Street. Außerdem gibt es das eine oder andere Wiederlesen mit bekannten Charakteren aus den Büchern Doyles, wie zum Beispiel mit Mrs. Hudson, der strengen Vermieterin der beiden Freunde, oder mit Inspektor Lestrade, dem Scotland Yard-Beamten, der des öfteren schon der Hilfe Sherlock Holmes’ bedurfte.

Die Aufmachung ist perfekt gelungen und braucht sich nicht hinter den vorangegangenen Büchern der Reihe zu verstecken. Den Band ziert nicht nur eine stimmige und kunstvolle Grafik Mark Freiers sondern auch eine stattliche Anzahl an Illustrationen, bei denen sich Andreas Gerdes selbst übertroffen hat.

Fazit:

Alisha Bionda bewies ein gutes Gespür bei der Auswahl der Autoren und ihren Erzählungen. Dieses Lesebuch ist ein echter Genuss und eine Bereicherung für jede Krimi-Bibliothek.