Leseprobe: Höllisches Finale!

Der Monsterfisch war bis zur Flußmitte zurückgewichen und verharrte lauernd. Es war nicht zu erkennen, ob sein gewaltiger Körper bereits auf dem Grund kratzte, oder ob noch ausreichend Bewegungsfreiheit für ihn vorhanden war. Larry war sich sicher, daß dies von sekundärer Bedeutung für das eigentliche Geschehen war. Hier handelte es sich nicht um ein reales Naturphänomen! Hier waren mächtige Dämonen am Werk und zelebrierten ein unheilvolles Teufelsspiel.
"Was tun?" fragte Iwan, und als Larry nur die Schultern zuckte, belegte der Russe das Tier mit einem weiteren Schuß aus seiner Laserwaffe. Eine breite Wasserfontäne prasselte in die ufernahen Laubbäume, als sich der Fisch zusammenkrümmte und mit einem wütenden Grollen zum Ufer zurückstrebte. Larry blieb wie angewurzelt stehen und richtete seine Waffe ruhig auf die unheimlichen Fischaugen.
Emsig robbte das Tier näher an Larry heran. Morna wurde unruhig und zielte ebenfalls auf den Kopf des Monsters. Sie war bereit, jede noch so kleine Angriffsbewegung mit einem geballten Laserstrahl zu kontern.
"Warte!" Larry flüsterte fast. Er spürte, daß das Tier auf keinen weiteren Angriff aus war. Etwas anderes würde geschehen. Und richtig! Abermals drang dieses langgezogene dumpfe Grollen aus dem gewaltigen Fischleib, sein Kopf tauchte schräg ins seichte Wasser, und die Augen blieben dabei wie festgezurrt auf Larry gerichtet. Eine zweite Wasserfontäne schoß aus den breiten, wulstigen Tierlippen und traf den Agenten mitten ins Gesicht. Diese harmlose Attacke beeindruckte ihn nicht. Das Lahnwasser tropfte langsam an seiner Kleidung hinunter.
Das Grollen wurde lauter, es waren plötzlich einzelne Wörter zu verstehen. "Denk an Forneus, Larry Brent, ich bin der Marquis der Hölle, und du wirst sterben!"
Oben auf dem Teerweg begann Kevin erneut zu kreischen. Ein Riesenfisch in der Lahn, der auch noch sprach – das war zuviel. Larry sah, wie der junge Mann mit seiner Freundin humpelnd in der Dunkelheit verschwand.
"Drei Laserwaffen sind auf dich gerichtet", antwortete Larry in einem ruhigen und besonnen Ton, hob dabei aber seine Stimme an. "Wir können dich hier und jetzt töten."
"Niemand kann mich töten!" grollte der Fisch, der sich Forneus nannte. "Aber wir dich, Larry Brent!"
"Wer will das, Fisch?" fragte Larry. "Wer ist wir?"
Forneus gurgelte nur gefährlich, unterließ es aber, weitere Worte aus diesen gutturalen Lauten zu bilden.
"Dich schickt der Dämonensohn, nicht wahr?" rief Larry, und ihm war klar, daß dieses Ungeheuer in direkter Verbindung mit seinem Traum von letzter Nacht stand.
"Warum erschießen wir dieses Monster nicht?" fragte Iwan. "Es hat einen Menschen angegriffen."
"Dem ist nichts passiert", entgegnete Larry. "Es geht nur um mich."
"Ein Grund mehr, ihn zu töten", mischte sich Morna ein, die ebenfalls wieder ihre Waffe in Anschlag hielt und sich an ihre Begegnung mit dem Dämonensohn in Italien erinnerte. Vermutlich steckte der unheilige Sohn von Dr. Satanas sogar in diesem Monstertier.
Da Larry nichts sagte, ihr also auch kein direktes Verbot erteilte, das seltsame Wesen anzugreifen, betätigte die schwedische PSA-Agentin ihre Smith & Wesson. Der Laserstrahl traf den Fisch genau zwischen die Augen. Das Grollen wurde zum Donnern, das Tier drehte sich wie ein Kettenkarussell im Kreis und die drei Agenten wurden mit Schlamm, Wasser und Kieselsteinen bombardiert. Auch Iwan und Larry feuerten. Die Lasersalven schienen Forneus jedoch tatsächlich nichts auszumachen. Das Monster verschwand mit lautem Gebrüll und zunehmender Geschwindigkeit flußaufwärts in der Dunkelheit. Lediglich ein nochmaliges dumpfes "Du wirst sterben, Larry Brent!" glaubte X-RAY-3 zu verstehen.
"Zurück zur Dark Lady!" rief Iwan. "Wir folgen ihm."
"Das hat keinen Sinn!" Larry winkte ab. "Wir können ihn mit unseren Waffen nicht töten. Für Marburg wird er auch keine weitere Gefahr darstellen. Es war lediglich eine zusätzliche Warnung des Dämonensohnes an mich. Zumindest wissen wir jetzt, daß er wirklich nicht mehr alleine ist. Er scheint nicht der einzige des Dämonenverbundes zu sein, der hier sein Unwesen treibt."
"Wir sollten auf der Hut sein." X-RAY-7 sicherte seine Waffe und verstaute sie in seinem Holster.
"Woher willst du wissen, daß das eben nicht vielleicht sogar der Dämonensohn selbst war?" fragte Morna und ließ ihre Laserwaffe im Innenteil ihrer Jeansjacke verschwinden.
"Unwahrscheinlich", sagte Larry, "eher ist anzunehmen, daß er tatsächlich seine Verbündeten zu Hilfe gerufen hat. Forneus ist ein Wasserdämon, der in der Goetia beschrieben wurde. Das paßt alles zu dem, was wir bisher mit diesem unseligen Dämonenbund erlebt haben."
"Dann hat er sich unheilige Hilfe geholt", seufzte Iwan, und alle drei gingen den kurzen Weg zurück zu ihrem PSA-Wohnmobil.
"Und er will uns unseren ersten gemeinsamen Urlaub verderben. Nicht wahr, Männer! Das werden wir zu verhindern wissen!" wiederholte X-GIRL-C noch einmal um einiges lauter.
"Natürlich, Schwedenfee." Larry versuchte ein Lächeln. "Das werden wir ganz sicher."
Noch in derselben Nacht brachen die drei PSA-Agenten auf und verließen Marburg in Richtung München.