Die Welt der Finsternis

Hans J. Eisel – Literaturzeitschrift AM ZEITSTRAND

Der Ueberreuter Verlag hat das Buch in der "Edition Märchenmond" herausgebracht und schön aufgemacht mit gelungenem Schutzumschlag und solider Bindung. Das Buch liegt gut in der Hand. Manchmal öffnet Literatur Erwachsenen die Augen für Phantasien und Wünsche der Jugendlichen. Schließlich kennt jede Epoche ihre eigenen Fluchträume, die den Älteren verschlossen bleiben.

Brendans Beitrag besteht hauptsächlich darin, dass er schnell genug rennt oder flieht. Meist bleibt er passiv und stolpert von einer Aufgabe zur anderen. Alisha Bionda hebt ihn aus der Anonymität heraus. Überhaupt wirkt die Person Brendan überzeugend: ständig bemüht er sich um Konsequenz, versucht seine erbärmliche Feigheit zu überwinden, etwas mehr Standfestigkeit zu erlangen, aber genauso oft scheitert er kläglich. Belastungen versucht er auszuweichen, Anstrengungen meidet er, mit anderen Worten: er lebt in der Welt des Konsums, abgeschnitten von lebendigen Erfahrungen, die er selbst verarbeiten muss. Zumindest versucht er es, wenn immer möglich, in die virtuelle Welt der Computerspiele abzutauchen. Bis schließlich die Katastrophe eintritt. Behutsam bringt Alisha ihr pädagogisches Anliegen ein, wiederholt werden Computerspiele als Ablenkung vom "wirklichen" Leben kritisiert und abgelehnt. Viele Probleme Brendans rührten daher. An einigen Stellen fließen sogar philosophische Überlegungen ein, so wenn es darum geht, ob das Böse sich außerhalb befinde oder nicht Teil unseres Selbst ist.

Alishas Geschichte spielt in einer virtuellen Welt und auch im Hier und Heute. Zum Schluss zeigt die Autorin ihr erzählerisches Niveau. Alle sogenannten Realisten nicken voller Zustimmung, aber das Thema, der Entwurf, das, worum es geht, wird gerettet.

Eine amüsante Lektüre für Jugendliche, ein Abenteuerbuch, eine Auseinandersetzung mit der Faszination und Gefahren der Computerspiele.

Vielleicht gelingt es Alisha Bionda ein paar Leute weg vom Bildschirm hin zum Buch zu locken. Das wäre doch was.

Hans J. Eisel, Literaturzeitschrift AM ZEITSTRAND