Regenbogen-Welt

Monika Wunderlich

Wir, die fünffingrigen Oberflächenbewohner ...

... vernichteten uns selbst und fast alles andere Leben.
Eine Horrorgeschichte?
Nein! Denn über der verwaisten Erde wölbt sich die Regenbogen-Welt mit ihren fünf Ebenen. In der unteren überlebten Angehörige des Insektenvolkes, wie die Gottesanbeterin Saha und ihr Freund die Königslibelle Ishtar, aber auch die Eule Uhura, das Schmetterlingsmädchen Barb, das Eichhörnchen Hazee, die Fledermaus Jabani, die Schlange Kasur, der kleine Käfer Tuc ...

Bei der Aufzählung der Protagonisten könnte man an ein Kinderbuch denken, zumal alle Tiere friedlich zusammenleben. Doch es zeigt sich schnell, daß aktuelle Begebenheiten und die Geschichte der Navajo-Indianer mit ihren Sagen eine große Rolle spielen.

Alle Charaktere wurden liebevoll ausgearbeitet, und so mancher wird sich mit einem der Überlebenden identifizieren können. Meine Favoritin ist Saha, die mit allen Mitteln ihre Vision in die Tat umsetzen will, die fünfte Ebene der Regenbogenwelt zu erreichen. Sie ist das starke weibliche Wesen, anfangs noch flippig, jugendlich-unbeschwert, aber immer lernbegierig, die ihre Freunde überredet, sich ihr anzuschließen. Es wird eine fantastische, mystische und beschwerliche Reise – Freude und Trauer liegen nah beieinander.
Und allmählich wird es immer klarer, warum Saha und ihre Freunde eine Menge menschliche Züge in und an sich haben.

Über den Inhalt werde ich nichts weiter verraten, aber ich kann versichern: Diese 330 Seiten sind spannend, machen nachdenklich und lassen uns hoffentlich mit unserer Welt – der Flora, Fauna und den fünffingrigen Bewohnern – künftig sorgsamer umgehen.

Mit wieviel Herz die Autorin geschrieben hat, spiegelt sich in den vielen wunderschönen Sätzen wider – hier nur drei Beispiele: "Der Mond wanderte in samtenen Mokassins über den Nachthimmel." – oder: "Das weiße Gesicht des Windes blies pausbäckig kalte Luft über sie hinweg." – oder "... mit offenem Haar, das wie flüssiges Gold über ihre Schultern fiel."

Besonders hervorheben möchte ich auch die phantasievollen Zeichnungen von Barbara Emek, die sich wunderbar einfügen.