Wellensang
AMAZON - ein Leser aus Fürth
Wer gute Fantasystories fernab des Mainstreams sucht, sollte hier einmal unbeschwert zugreifen. 19 Autoren und 1 Illustrator haben sich hier um die Herausgeber Alisha Bionda und Michael Borlik versammelt. Einige wenige kennt man bereits aus der immer mehr aufblühenden Kleinverlagsszene, einige andere versprechen frisches Blut vom feinsten.
"Die gläserne Stadt" von Frank W. Haubold ist ein sehr guter Lesetipp, packt einen die Story doch gleich mit dem ersten Satz. Verzwickt geschrieben und packend unterhalten kann die Herausgeberin Alisha Bionda mit "Welt zwischen den Zeilen". Eddie M. Angerhuber legt mit "Zwischen 9 und 9" eine gruseligere Variante der Fantasy auf den Tisch und der Humor und Einfallsreichtum gipfelt in "Zolineks Geschichte" von Solveig Perner, in der glühwürmchenähnliche Tiere für das Gedeihen einer Kräuterzucht zuständig sind.
Doch wie jede Anthologie hat auch diese ihre Schattenseiten. Die Titelstory "Wellensang" von Linda Budinger ist mehr eine Sage zur Entstehung der Gallionsfiguren an Schiffen, und wirkt hier irgendwie fehlplatziert. Dominik Irtenkaufs "Nebelbank" halte ich für etwas schwach, und auf das Essay "Fantasy - im Dickicht der Definitionen" von Stefanie Bense hätte man getrost verzichten können, gibt es zu diesem Thema doch weitaus bessere Sekundärliteratur.
Lobeshymnen sollte man noch über die allesamt ansprechenden Illustrationen von Pat(rick) Hachfeld aussprechen, der sich zu jeder Story seine Gedanken machte, und es schaffte, diese in wunderschöne s/w Zeichnungen umzusetzen.
Fazit:
Die Anthologie "Wellensang" bietet einen interessanten Einblick in die deutsche Fantasy-Szene, auch wenn nicht alles überzeugen kann. Zugreifen lohnt sich allemal, lässt das Buch doch viele Anthologieerscheinungen des etablierten Massenmarts weit hinter sich.