Der dünne Mann – und andere düstere Novellen

Dieter Krämer - www.sternenson.de

„Der dünne Mann“ ist eine phantastische Auswahl an düsteren Novellen. Zahlreiche Talente versuchen mit Altmeister Hohlbein den Geist Edgar Allan Poes einzufangen.
Und dies gelingt dieser Autorenauswahl auf beeindruckende und vielgestaltige Weise in insgesamt elf faszinierenden Geschichten, einem passenden Vorwort und einem informativen Essay.
Die Kurzgeschichten erzeugen nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich die angebrachte Atmosphäre.

Den Auftakt macht Andreas Gruber mit einem immer wieder gerne genommenen Thema der Horrorliteratur. Der Fetisch seines Protagonisten gipfelt in der Nekrophilie. Ein schaurig, schöne Erzählung dieses Autors, dessen Kurzgeschichten mich nicht nur in dieser Sammlung begeistern konnten.

Es folgen düstere, mystische und teils groteske Shortstorys von Barbara Büchner, Eddie M. Angerhuber, Michael Siefener und Dominik Irtenkauf. Diese Geschichten zeigen auf vielfältige Art und Weise den Einfluss und die Inspiration von Poes Werken.

Micha Wischniewski zeigt in seiner Story „Die Firma“ wie Poes Atmosphäre auch auf moderne Themen projeziert werden kann.

„Die Raben“ von Christoph Marzi beansprucht die Thematik von Poes wohl bekanntestem Werk. Hier zeigt Marzi einmal mehr sein erzählerisches Talent und sein Sprachgeschick.

Die Titelstory von Wolfgang Hohlbein bietet eine gelungene Erzählung um den ewigen Kampf zwischen Gut gegen Böse.

Christian von Anster nimmt sich mit seiner Story „Stanchloams Erbe“ in hervorragender Form einer Facette der Frankenstein-Thematik an.

Die längste und auch für meinen Geschmack beste Geschichte tragen Jörg Kleudgen & Boris Koch zu dieser Anthologie bei. „Der Fluch von Mayfield“ hält sich an die Tradition Poes wie keine andere Geschichte und versetzt den Leser zurück in der Zeit. Er enthält alle Elemente des klassischen Horrorromans und hat mich begeistert.

Den kurzen aber guten Abschluss bildet „Eine kleine Nachtgeschichte“ von Mark Freier. Er beweist hiermit, dass er nicht nur mit dem Zeichenstift sondern auch mit Worten umgehen kann. Mark Freiers stimmiges Cover und seine phänomenalen Illustrationen, die jede Geschichte entsprechend eröffnen, runden dieses wunderschöne Gesamtwerk ab an dem sicherlich auch Poe selbst seine wahre Freude gehabt hätte.