Florian Hilleberg - Buchwurm-Info

Blutopfer

Florian Hilleberg - Buchwurm-Info

 

1569 Atzlan

In der aztekischen Stadt Atzlan wird ein seltsam weißhäutiges Kind geboren, welches von einer geheimnisvollen Gestalt mitgenommen wird.

1891 London/Atzlan

Dilara lernt auf einer Feier den Archäologen Roger Gallet kennen, dessen Spezialgebiet die Azteken sind. Gallet hat Zugang zu einem Dokument, welches von einer versunkenen Stadt berichtet, zu der er eine Expedition leiten will. Er bittet Dilara, ihn zu begleiten und die Vampirin geht nur allzu bereitwillig auf das Angebot ein. Doch in Mexiko angekommen, stellen die Abenteurer fest, dass Atzlan noch in der Blüte seiner Existenz steht. Aber die Bewohner sind Roger, Dilara und ihren Begleitern nicht gerade freundlich gesonnen. Sie werden gefangen genommen und verschiedenen Priestern für Blutopfer überantwortet. Doch wer sich hinter den Priestern verbirgt, erschüttert Dilara noch weit mehr, und eine seltsame Vertrautheit mit der Stadt der Azteken ergreift von der Unsterblichen Besitz....

2005 London

Dilara und Calvin gelingt es die Schattenchronik in ihren Besitz zu bringen. Doch die Aktion ging zu reibungslos über die Bühne, so daß Dilara mißtrauisch bleibt und eine Gemeinheit Antediluvians dahinter befürchtet. Darüber hinaus treibt immer noch der Wiedergänger John George Haigh sein Unwesen, und auch der Anführer der abtrünnigen Vampire Guardian treibt sein eigenes Spiel. Als ob das nicht genug Unsicherheitsfaktoren wären, wird Dilara von einem unerklärlichen Blut- und Morddurst erfaßt - hat die Mumie, welche im British Museum ausgestellt wird, etwas mit den Vorgängen zu tun?
Mittlerweile liegt schon der vierte Band der noch recht jungen Serie vor und immer mehr Handlungsstränge und Personen kommen hinzu, verleihen der Schattenchronik immer mehr Tiefe und machen aus der Serie einen komplexen Zyklus.

„Blutopfer“ ist quasi die direkte Fortsetzung von Band 2 „Kuß der Verdammnis“, auch wenn einige Andeutungen des Buches nur nach dem Genuß des dritten Bandes völlig verstanden werden können. Aber im vorliegenden Roman wird endlich die Handlung um Roderick alias John George Haigh und Antediluvinas Plänen mit Dilara fortgeführt. Dabei ist die Handlung so temporeich in Szene gesetzt, daß man das Buch fast in einem Rutsch durchliest. Die Szenenwechsel mit der Vergangenheit tun ihr übriges. Hier wagen die Autoren der neuen Serie ein Experiment: Zwei Handlungsstränge aus zwei verschienen Zeiten werden parallel zueinander erzählt, um zum Finale hin gekonnt zusammengeführt zu werden. Und die Rechnung geht voll auf, denn beide Geschichten sind äußerst spannend und die wechselnden Szenarien stiften keinerlei Verwirrung beim Leser, sondern animieren eher zum Weiterlesen, um so schnell wie möglich zu wissen, wie es im jeweiligen Zeitabschnitt weitergeht. Trotz des geringen Umfangs von 245 Seiten, in Anbetracht des Stoffes, den die Autoren hier verarbeitet haben, und dem rasanten Schreibstil fehlt es dem Roman keineswegs an Atmosphäre.
Und der Leser wird auch nicht enttäuscht, denn einige offene Fragen werden geklärt, neue dafür aufgeworfen und vielversprechende Perspektiven für die Zukunft eröffnet. Wie sich das eben für eine richtige Serie gehört. Auch so manche Überraschung erwartet den Leser, wenn er nicht den Fehler begeht, sich die Vorschau auf den fünften Band, vor der Lektüre des Buches durchzulesen.

Damit kommen wir gleich zur Kritik, die dieses Mal aber sehr kurz ausfallen wird. Durch die Vorankündigung wird dem Leser wirklich ein Großteil des Überraschungseffektes genommen. Wer sich das Buch noch zulegen möchte, sollte die Vorschau erst lesen wenn er den Roman bis zur letzten Seite konsumiert hat. Das Finale selber läßt es noch mal so richtig krachen, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Leider wird es dann sehr abrupt abgeschlossen, aber man darf versichert sein, daß Band 05 die Ereignisse direkt fortsetzt. Nur die Wartezeit wird sicherlich für den einen oder anderen sehr lang werden.

Ein ganz dickes Lob gebührt den Schriftstellern aber noch für ihre sorgfältige Recherche, was die alten Azteken anbelangt, denn Namen wie Tonatiuh oder Coyolxa entstammen keineswegs den kreativen Köpfen von Alisha Bionda oder Jörg Kleudgen, sondern sind vielmehr real existierender Bestandteil der aztekischen Mythologie. Und auch der Name des Urnosferatu Antediluvian ist kein Name, der ausgewählt wurde, weil er so klangvoll ist, dahinter steckt wirklich Methode.

Die Innenillustrationen von Pat Hachfeld lockern das Buch wieder gekonnt an den Kapitelanfängen auf, auch wenn nicht jedes Bild meinen Geschmack getroffen hat. Das Cover dagegen paßt hervorragend zum Roman, sowohl vom Motiv, als auch vom Stil her.