Sorgfältig zusammengestellte Science-Fiction-Anthologie, in der alle festen Größen der deutschsprachigen Literatur des Genres vertreten sind.

Florian Hilleberg - Multi Mania, LITERRA, Geisterspiegel.de

In ihrer neuesten Anthologie widmet sich die Herausgeberin Alisha Bionda ausnahmsweise nicht der düsteren Phantastik, sondern einem Genre, welches, zumindest im Bereich der Kurzgeschichte, in Deutschland immer noch ein Schattendasein fristet: Der Science-Fiction.

16 deutsche Autoren haben ihre so unterschiedlichen Geschichten zu diesem Band beigesteuert und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Eine Einführung in die deutschsprachige Science-Fiction-Literatur gibt dem Leser Hermann Urbanek in seinem Vorwort, welches der Redakteur der Zeitschrift „Space View“ sehr ausführlich und interessant gestaltet hat.

Anschließend geht es direkt mit den Storys los. Den Anfang macht Linda Budinger mit ihrer sehr kurzen, humoristisch angehauchten Erzählung „Planet der Riesenfrösche“, die von der suggestiven Kraft fremdartiger Aliens handelt.
Weiter geht’s mit der nicht minder augenzwinkernden Story „Heimkehr nach Algata“. Dass Andreas Gruber (Autor von Romanen wie „Der Judas-Schrein“, „Das Eulentor“ und „Schwarze Dame“) nicht nur der düsteren Phantastik mächtig ist, beweist er mit dieser wirklich gelungenen Science-Fiction-Satire.
Der im Genre nicht unbekannte Ronald M. Hahn hat sich dem brandaktuellen Thema „Wie Terrorismus entsteht“ gewidmet und dabei eine köstliche Persiflage auf die Geschäftspolitik mancher Verlage geschrieben.
Weitaus ernsthafter, fast schon deprimierend, ist dagegen Frank Haubolds „Der traurige Dichter“. Auch diese Story handelt von einem Schriftsteller und einer Welt, die Wünsche wahr werden lässt, wobei die Erzählung stets von einer gewissen Melancholie durchdrungen ist.
Dominik Irtenkaufs „Achtung, Scheinwerfer!“, ist leider sehr wirr ausgefallen und wird dem Leser wohl nur aufgrund dessen im Gedächtnis haften bleiben, weil die Geschichte sehr unstrukturiert und seelenlos wirkt.
„Zum Abschuss freigegeben“ ist indes der Autor der gleichnamigen Story keineswegs. Im Gegenteil Helmuth W. Mommers schuf eine gekonnt, bissige Gesellschaftskritik und warnt gleichzeitig vor den Folgen einer überalternden Gemeinschaft.
Zeugnis von seinem vielseitigen Talent legt Mario Moritz nicht nur mit seinen gelungenen Grafiken ab, sondern auch mit seiner Geschichte „Kiri“, die von einer fremdartigen Lebensform handelt, die ihre Absichten perfekt zu verbergen versteht.
Äußerst packend geschrieben ist Erzählung von Niklas Peinecke. „Upload Untot“ ist eine düstere Zukunftsvision, in welcher die Grenzen zwischen Virtualität und Realität verschwimmen.
Dirk Taeger zeigt das Alte Testament in „Deus Ex Machina“ aus einer etwas anderen Perspektive, während die erfahrende und versierte Science-Fiction-Autorin Uschi Zietsch in „Der perfekte Friede“ aufzeigt, wie Teuer der Preis für sein kann, den man für ein harmonisches Zusammenleben oftmals zahlen muss.
Die bunte Mischung abwechslungsreicher Storys zeigt, dass das Genre noch lange nicht am Ende ist und wie wandlungsfähig es immer noch sein kann.

Aufmachung:

Abgerundet und vervollständigt wird der Band durch die kunstvollen und treffenden Grafiken von Mario Moritz, von denen zwei auf dem Backcover in voller Farbe zu bewundern sind. Leider hat die Druckerei dafür bei der Frontgrafik, die von Crossvalley Smith gefertigt wurde, die Kolorierung unterschlagen, so dass sich die Gottesanbeterin, statt in einem satten Grün in einem blassen Grau präsentiert. Sehr schade. Die Qualität des Papiers ist ganz ordentlich und auch der Druck und der Satzspiegel sind sehr leserfreundlich. Das hohe Format des Paperbacks, wird durch die Innenillustrationen entschuldigt, die dadurch besser zur Geltung kommen.

Fazit:

Sorgfältig zusammengestellte Science-Fiction-Anthologie, in der alle festen Größen der deutschsprachigen Literatur des Genres vertreten sind. Leider zeigen nicht alle Autoren ihr ganzes Können, doch der Großteil der Geschichten ist absolut empfehlenswert. Selbst Leser, die mit Science-Fiction-Operas wie STAR TREK, STAR WARS oder PERRY RHODAN nichts anfangen können, dürften von diesem Buch nicht enttäuscht sein.

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